Ökumenisches Institut für Friedenstheologie / Ecumenical Institute of Peace Theology


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OekIF-Jahrbuch 2024 - hier: Download-Version
Schöpfung, Gewaltfreiheit, Widerstand
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Pressemeldung über die Sommerakademie des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie (OekIF) vom 5. bis 7. Juli 2024 in Kooperation mit der Evangelischen Melanchthon-Akademie und dem Katholischen Bildungswerk in Köln: „Der Frieden muss bewaffnet sein“ – diese Position der ehemaligen DDR-Regierung ist selbstverständliche Maxime auch der heutigen Bundesregierung. Die Kirchen in der DDR, die die konstantinische Ära der engen Verbundenheit von Staat und Kirche hinter sich hatten, sahen in der Kriegsdienstablehnung das „deutlichere Zeichen“ des christlichen Friedenszeugnisses, so der altkatholische Theologieprofessor Franz Segbers aus Konstanz auf der Sommerakademie des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie (OekIF) in Köln. Die Kirche im vereinigten Deutschland habe diese Freiheit nicht, weshalb eine von der Mehrheitsmeinung abweichende außenpolitische Position von ihr nicht zu erwarten sei. Sein römisch-katholischer Kollege Thomas Nauerth aus Bielefeld fragte: Wer gibt seine Söhne schon für Öl und Lithium? Deshalb würden Kriege um Freiheit und Demokratie geführt, nicht um Ressourcen. Die seit Beginn der russischen Aggression gegen die Ukraine emotional heftigen Reaktionen auf pazifistische Positionen zeigten, dass Pazifist/innen einen wunden Punkt getroffen haben. Die oft angeführte Analogie zur persönlichen Nothilfe übersähe, dass diese in einer überschaubaren Situation und nicht in Tötungsabsicht erfolge. Die militärische Notwehr ziele hingegen auf die massenweise Tötung gegnerischer Soldaten und große Zerstörungen bei Inkaufnahme vieler unbeteiligter Opfer. Wie der amerikanische Theologe Walter Wink, der hinsichtlich militärischer Konfliktlösungsversuche vom „Mythos der erlösenden Gewalt“ sprach, sieht Nauerth „in dem Glauben, die Welt werde gut, wenn man den Bösen tötet, die eigentliche Religion unserer scheinbar säkularen Zeit“. Gewalt fungiere dabei als Gottheit.       Der katholische Theologe Peter Bürger aus Düsseldorf, Autor und Herausgeber zahlreicher [fast] vergessener pazifistischer Werke, präsentierte mit vielen Biografien von Raphael Löwenfeld über Rosa Luxemburg bis hin zu Rolf Verleger seine These, dass ohne die vielen jüdischen Pazifist/innen in Deutschland keine pazifistischen Bewegungen zustande gekommen wären. Diese reiche Tradition biete der heute angefochtenen Friedensbewegung ein valides Fundament zur Orientierung und Standortbestimmung.


"Es ist wahr, in diesem blutigen Jahrhundert hat unsere Religion wenig anzubieten, wenig, das nicht vergiftet oder zerbrochen oder missbraucht ist. Aber eines haben wir: unsere Weigerung, Bomben oder Gewehre gegen die Leiber unserer Brüder und Schwestern zu richten, die wir beharrlich Brüder und Schwestern nennen, auch wenn uns ein kriegslüsterner Staat oder eine kriegssegnende Kirche in Feindschaft gegen sie treiben will." (Daniel Berrigan, 1979)


"Wir suchen kein Reich auf Erden, das mit Eisen und Geschütz zu überwinden ist. Unser Schwert ist das Wort Gottes. Die Waffen der Christen sind nicht, damit Städte, Länder und Leute beherrschen und bezwingen, sondern es sind Waffen, damit man das Reich des Teufels zerstört, nämlich das gottlose Wesen im Gewissen der Menschen vernichte und das harte steinerne Herz zerknirsche." (Thomas von Imbroich, 1557)


"Ich appelliere an euch, ihr Theologen! Predigt das Evangelium des Friedens! Verkündigt den Ohren des Volkes immer wieder die Friedensbotschaft! ... Ich appelliere an euch alle insgesamt, die ihr euch des christlichen Namens rühmt! Widmet euch ... dieser einen Frage! Versucht darzulegen, wie mächtig sich die Eintracht der Masse gegen die Tyrannei der Gewalthaber erweist!" (Erasmus von Rotterdam, 1517)


“Es steht geschrieben: ‘Du sollst nicht töten!’ Wir sollen uns des Türken [siehe Anmerkung] und anderer Verfolger nicht erwehren, sondern in strengem Gebet zu Gott anhalten, dass er wehre und Widerstand leiste. Dass ich aber gesagt habe: Wenn Kriegen gerecht wäre, wollt ich lieber wider die angeblichen Christen ziehen, welche die frommen Christen verfolgen, fangen und töten, als wider den Türken..." (Michael Sattler 1527. Anmerkung: Das osmanische Heer rückte damals Richtung Mitteleuropa vor.)


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